Goethesalon im GoetheStadtMuseum
© Thomas Wolf, Gotha

Dauerausstellung

26 Mal weilte Johann Wolfgang von Goethe in Ilmenau. Auf rund 180 m² zeigt die Dauerausstellung des GoetheStadtMuseum eine besondere Seite seines Lebens, die nachhaltig sein Wirken prägte: die Tätigkeit als sachsen-weimarischer Staatsbeamter und Beauftragter für die Wiederbelebung des Ilmenauer Kupfer- und Silberbergbaus. Auch die Neuordnung des Ilmenauer Steuerwesens gehörte zu seinen Amtsaufgaben. Goethe nutzte die Räume in der ersten Etage des Ilmenauer Amtshauses (Sitz des heutigen Museums) als Dienstwohnung. Die Räume wurden bis 1918 als herzogliches Wohnquartier genutzt.

Aber nicht nur der große Dichter ist Thema des GoetheStadtMuseum. Auch Einblicke in die Ilmenauer Stadtgeschichte mit ihrer interessanten Glas- und Porzellanherstellung, besonders im 19. Jahrhundert, bietet die Ausstellung.

Das Amtshaus zählt zu den geschichtlich und architektonisch bedeutsamsten Gebäuden der Stadt und bildet mit seinem barocken Äußeren den baulichen Höhepunkt innerhalb des Marktplatzensembles. Markant sind das Henneberger Vollwappen und die Jahreszahl der ersten Erbauung 1616 im Giebeldreieck des Mittelbaus. Der Bau soll auf die verwitwete Gräfin Sophie von Henneberg zurückgehen. Seit 1634 diente er als herzogliches Wohn- und Amtshaus. Heute beherbert das Amtshaus neben dem GoetheStadtMuseum die Ilmenau-Information sowie den Verwaltungsteil des Kulturamtes.

Ansicht des Amtshauses, Hermann Mahr, 1883

Das erwartet Sie im GoetheStadtMuseum

Geschichte und Nutzung des Amtshauses

Das ursprüngliche Amtshaus ließ Gräfin Sophie von Henneberg 1616 im Stil der Renaissance errichten. Es fiel dem verheerenden Stadtbrand von 1752 zum Opfer und wurde nach Plänen des bedeutendsten Thüringer Barockbaumeisters Gottfried Heinrich Krohne in Rokokomanier wiedererrichtet. Nach dem Aussterben der Henneberger Linie im Jahr 1583 fiel das Amtshaus an das kurfürstliche Herzogtum Sachsen. Ab 1634 diente es als Verwaltungssitz der Herzöge von Sachsen-Weimar. Das örtliche Heimatmuseum mit Goethe-Gedenkzimmer fand 1931 zunächst seine Heimstatt im Erdgeschoss bevor es anlässlich des 200. Geburtstages von Goethe fünf Räume des Obergeschosses beziehen konnte. Heute vereint das Amtshaus Kulturamt, Ilmenau-Information und GoetheStadtMuseum unter einem Dach.

Nachdem die Stadt das Amtshaus im Jahr 2002 erwarb, erfolgte eine grundlegende Sanierung, die 2008 ihren Abschluss fand. Im Foyer befinden sich nur wenige originale Bauteile. Dennoch zeugt das erhalten gebliebene filigrane Treppengeländer aus Schmiedeeisen vom Glanz vergangener Zeiten.

Im Eingangsbereich der Exposition wird die Geschichte der Stadt am "Ulmenfluss" oder am "strömenden Gewässer" von ihrer ersten urkundlichen Erwähnung 1302 bis zu ihrer Stellung als Exklave des Herzogtums Sachsen-Weimar beschrieben. Dabei findet das Stadtwappen mit der "Henne auf dem Dreiberg" als Zeichen der ehemaligen Herren von Henneberg besondere Beachtung.

Der ehemalige Kamin wurde effektvoll als Schatzkammer hergerichtet.

Eingang und Schatzkammer

Der erste Raum der Ausstellung zeigt die Situation der Stadt im Jahr 1776. Als Goethe am 3. Mai 1776 erstmals in Ilmenau eintraf, waren die Folgen der Brandkatastrophe von 1752 immer noch sichtbar. Ein Buch der Bäckerinnung mit der Auflistung der Brandopfer und verbrannte Scherben eines Wohnhauses legen Zeugnis davon ab. Die Nachbildung einer Büste von Klauer zeigt den jungen Goethe. Der gerade volljährig gewordene Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach war fasziniert von dem jungen Dichter und seinem Roman "Die Leiden des jungen Werthers". Er gewann Goethe als tatkräftigen Mitstreiter zur Umgestaltung seines Landes und betraute ihn mit Amtspflichten wie Bergbau, Ilmenauer Steuerwesen, Kriegswesen, Straßen- und Wegebau.

Der naturnah grün gestaltete Raum erzählt von den Streifzügen Goethes durch die Ilmenauer Natur, die er mit Begeisterung entdeckte und die ihn zu Poesie und Forschung anregte. Hinter einer beleuchteten Glasscheibe erscheint eine historische Fotografie der Originalschrift eines der schönsten deutschen Gedichte. "Wandrers Nachtlied" schrieb Goethe am Abend des 6. September 1780 mit Bleistift an die Bretterwand der Jagdaufseherhütte auf dem Kickelhahn. Eine Hörstation und verschiedene Kästchen, die den Tastsinn anregen, vermitteln ein Bild vom tiefen Naturerlebnis Goethes in Ilmenau. Wer den 861 m hohen Kickelhahn selbst erklimmen möchte, kann sich über eine Webcam mit der jeweiligen Wettersituation vertraut machen.

Im ehemaligen herzoglichen Wohnraum mit originaler Stuckdecke und Dielenboden hat Goethe während zahlreicher Aufenthalte in Ilmenau gewohnt und gearbeitet. Das Mobiliar aus der Goethezeit lässt die Wohnatmosphäre eines Salons erlebbar werden. Zu den gesellschaftlichen Vergnügungen der Zeit gehörte das Kartenspiel L'Hombre, das an einem Spieltisch, wie er in der Exposition zu sehen ist, gespielt wurde.

Das Tafelklavier zeugt von den musikalischen Genüssen. Die darauf befindlichen Noten stammen aus der Feder von Corona Schröter, einer von Goethe verehrten Sängerin, Schauspielerin und Komponistin. Sie vertonte Goethes Erlkönig und war Titelheldin bei der Uraufführung der Iphigenie 1779. Corona Schröter lebte einige Zeit in Ilmenau, wo sie 1802 verstarb. Ein Tischfeuerzeug gehört zu den Raritäten der Ausstellung. Das Gasfeuerzeug mit elektrischer Zündung, eine Erfindung um 1810, funktionierte bereits vor der Entdeckung des Streichholzes im Jahr 1832.

GoetheStadtMuseum - Historischer Wohnraum

Bergbau - Steuern - Voigt - Naturwissenschaft

In der Bergstadt Ilmenau wurden seit 1444 Kupfer- und Silbererze abgebaut. Herzog Carl August forcierte die Wiederbelebung des Bergbaues ab 1776, nachdem dieser seit 1739 ruhte. Goethe wurde als Mitglied der Bergwerkskommission berufen und vollzog 1784 den ersten Spatenstich zu einem neuen Schacht. Der Raum vermittelt auf anschauliche Weise ein Bild vom damaligen Know How. Das Modell einer Wasserkunst, der Nachbau eines Stollens mit Klopfgeräuschen und der Querschnitt einer Schachtanlage mit Radstuben und Fahrten lassen die Schwere damaliger Bergwerkstätigkeit erahnen.

Neben dem Bergbauamt gehörte es zu Goethes Aufgaben, das Ilmenauer Steuerwesen neu zu ordnen. Korruption und Misswirtschaft ließen 11.000 Taler Steuerrückstände aufkommen, was eine Neuvermessung des Amtes Ilmenau zur Folge hatte. Eine wertvolle Geldkassette um 1600 und ein Vermessungsinstrument der Goethezeit verdeutlichen diesen Prozess.

Weiterhin werden in diesem Raum die geologischen Studien Goethes, der sogenannte Basaltstreit und das Wirken des Wegbereiters der modernen Geologie, Carl Wilhelm Voigt, erläutert.

Goethes Amtstätigkeit

Zunächst fällt gleich rechts neben der Tür ein farbenfroher barocker Kleiderschrank ins Auge. Das seltene Repräsentationsobjekt mit gesprengtem Giebel, reichem Schnitzwerk und Marmorierungen stammt aus dem Besitz der Ilmenauer Familie Blumenröder.

Der nach links gerichtete Blick lässt auf Vorhängen Schlaglichter der Geschichte von Napoleon bis in die jüngste Vergangenheit lebendig werden. In Stulpvitrinen mit ausziehbaren Schubladen befinden sich kulturgeschichtliche Objekte und Dokumente, die Zeugnis von der politischen und industriellen Entwicklung Ilmenaus während der Revolution 1848, der Gründerzeit, dem 1. Weltkrieg, dem Nationalsozialismus, der DDR und Nachwendezeit ablegen.

Eine sich wendende Prismenwand im Zentrum des Raumes verdeutlicht die rasante Entwicklung eines Glasbetriebes von 1908 bis in die Gegenwart.

Raum X - Ilmenau im 19. Jh

Thüringen entwickelte sich seit dem 12. Jahrhundert zu einem Zentrum der Glasherstellung. Die Rohstoffe Quarzsand, Kalk und Pottasche (aus Buchenholz gewonnen) waren in reichen Mengen vorhanden. Auch in Ilmenau entstanden erste Glashütten bereits 1675 und 1731. Bekannt geworden ist Ilmenau aber durch seine technische Glasherstellung, insbesondere von Glasinstrumenten, die zeitweilig in 21 Länder exportiert wurden. Das Spektrum der Gläser in der Exposition reicht von nicht entfärbtem Waldglas, über Emailgläser, geschliffene Gläser, Thermogläser bis hin zu Glasinstrumenten.

Eine besondere Rarität stellt die in Lampenglastechnik hergestellte Glaskugel des Ilmenauer Künstlers Max Grimm dar. Sie zeigt die höfische Gesellschaft und Goethe als Rezitator auf dem Kickelhahn.

Auch ein Jugendstilfenster mit Darstellung der preußischen Königin Luise fällt ins Auge. Es entstand nach einem Gemälde von Gustav Richter und zierte einst das Wohnhaus einer Ilmenauer Bürgerfamilie.

XI Glasraum - Glaskugel

Die 1838 in Ilmenau eingerichtete Kaltwasserheilanstalt gehört zu den ersten in Deutschland. Über 100 Jahre belebten Badegäste und Sommerfrischler, vor allem in den warmen Monaten, das Stadtbild. Ein Panoramabild stellt die Flaniermeile Ilmenaus, die Lindenstraße, im 19. Jahrhundert vor.

Kurwesen

Unabhängig von der Erfindung des Porzellans in Meißen entwickelte sich ab 1760 eine vielfältige merkantile Produktion von Porzellan, das nun auch von bürgerlichen Abnehmern zu günstigen Preisen erworben werden konnte. Die älteste Gründung einer Ilmenauer Porzellanmanufaktur geht auf das Jahr 1777 zurück. Das traditionsreiche Unternehmen erreichte seine erste Blüte unter Leitung des erfolgreichen Erfurter Kaufmanns Christian Nonne. Aus der Sammlung seiner Nachfahren befinden sich zahlreiche Objekte im GoetheStadtMuseum Ilmenau. Diese geben dem mit historischen Biedermeiertapeten ausgestatteten Raum ein wohnliches Ambiente.

 

Neben einer handgefertigten Schreibvitrine sind vor allem die blau-weißen Plaketten in Art der englischen Jasperware des Josiah Wedgwood und eine fein bemalte Ziertafel von Carl Rüger zu nennen. Weitere Porzellane später entstandener Ilmenauer Manufakturen wie Metzler & Ortloff oder Galluba & Hofmann komplettieren die Exposition.

Ilmenauer Porzellan