Auswertung der Umfrage zur Dorfentwicklung
145 Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer, 1.369 Einzelhinweise mit viel Lob, Kritik und Ideen – so lautet die Bilanz der Bürgerumfrage zur Wohn- und Lebenssituation in den drei Ortsteilen Frauenwald – Manebach – Stützerbach.
Für den waldreichen Süden Ilmenaus wird aktuell ein Dorfentwicklungskonzept erarbeitet. Das Konzept wird aber nicht nur für die Region, sondern vor allem mit ihr entwickelt. Ein erster Schritt war eine Bürgerumfrage im Juli dieses Jahres, zu welcher nun die Ergebnisse vorliegen. Noch im September sind die Einwohnerinnen und Einwohner zu Ortsteilspaziergängen, Fotosafaris und einer Zukunftswerkstatt eingeladen.
Oberbürgermeister Dr. Daniel Schultheiß und die Ortsteilbürgermeister von Frauenwald, Manebach und Stützerbach danken für die zahlreich eingebrachten Gedanken, Hinweise und Ideen im Rahmen der Bürgerumfrage sowie die Unterstützungsangebote und Interessensbekundungen vieler Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer, auch weiter aktiv an der Dorfentwicklung mitzuwirken. Mit den Umfrageergebnissen sei eine wertvolle Grundlage für die Dorfentwicklungskonzeption und deren Umsetzung in den drei waldreichen und touristischen Ortsteilen des Ilmenauer Südens geschaffen worden. Die knapp 1.400 Einzelhinweise wurden zwischenzeitlich durch das begleitende Planungsbüro zusammengefasst, ausgewertet und nach vier groben Themenfeldern sortiert. An diesen wertvollen Fundus von Ideen und Menschen knüpfen die beauftragten Planerinnen und Planer der Bürogemeinschaft StadtStrategen aus Weimar ihre weitere Arbeit an. Zahlreiche Erfahrungen bringen sie hierfür aus dem bereits seit mehreren Jahren laufenden Dorfentwick- lungsprozess in Stützerbach und anderen Orten mit.
Tenor der Umfrage ist: die Menschen fühlen sich in der Region und ihren Ortsteilen wohl und schätzen die Lage im Thüringer Wald und die Nähe zur Kernstadt Ilmenau. Am häufigsten wurden die Natur und Landschaft mit ihrem hohen Erholungswert, die saubere Luft, die schönen Ortsbilder sowie die zahlreichen Wanderwege in Ilmenau und der Region als positiv hervorgehoben.
Dennoch können die Einzelmeinungen der Teilnehmenden teils gegensätzlicher kaum sein. Während die einen die ungemähten Bienenwiesen begrüßen, ist für die anderen die selbige ein Missstand. Loben einzelne die konsequenten Geschwindigkeitsbeschränkungen innerorts, ist für andere der Mehrwert nicht ersichtlich oder werden die neuen Vorfahrtsregeln gar als gefährlich betrachtet. Während die Leistung der Bauhofmitarbeiter von mehreren Teilnehmenden sehr wertgeschätzt wird, bemängeln andere zeitgleich ungepflegte öffentlichen Flächen oder im Winter nicht rechtzeitig vom Schnee beräumte Straßen.
Diese vielfältigen und gegensätzlichen Hinweise, Kritiken und Ideen sind ein Indikator für die Vielfältigkeit der Menschen selbst, die an der Umfrage teilgenommen haben, so Ulla Schauber, federführende Bearbeiterin der Umfrage und des Gemeindlichen Entwicklungskonzeptes (GEK) für die Region. Die Ergebnisse spiegelten dennoch ein gutes Meinungsbild über die Stärken, Schwächen und „Herzensangelegenheiten“ der Einwohnerinnen und Einwohner der Region wider.
So gibt es zahlreiche Themen, die allen Beteiligten gleichermaßen am Herzen liegen, sowohl im Positiven als auch im Negativen. Es wird beispielsweise das fehlende Nahversorgungsangebot in den drei Ortsteilen (mit Ausnahme des von allen hoch gelobten Ilm-Marktes in Manebach), das „Kneipensterben“ oder das Fehlen einer Stadtbuslinie bzw. die zu geringe Taktfrequenz des öffentlichen Nahverkehrs bemängelt. Letzteres verhindere insbesondere für die arbeitende Bevölkerung den Umstieg vom Auto auf den klimafreundlichen ÖPNV, so die Meinung einzelner Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer. Mehrheitlich wird auch in allen Ortsteilen ein zu geringes Sport- und Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche bedauert und die vielerorts durch Forstarbeiten beschädigten Wanderwege.
Wenngleich die Kommune auf einige der genannten Punkte keinen oder kaum direkten Einfluss hat, sind alle genannten Antworten wichtig und fließen nicht nur in das Dorfentwicklungskonzept, sondern auch in die laufende Arbeit der Verwaltung ein. Sehr erfreulich ist, dass es bereits für einzelne der genannten Punkte von städtischer aber auch privater Seite Lösungsansätze gibt und die Umsetzung erster Maßnahmen bevorsteht. So ist beispielsweise in Manebach der Bau eines Spielplatzes im Hammerweg und eines kleinen Fitnessparcours in der Schmücker Straße in Vorbereitung oder wird an dem Ausbau eines Cafés im Ortszentrum gearbeitet. In Stützerbach hat im August ein kleiner Kiosk eröffnet, der in Kürze auch eine Poststelle aufnehmen will. Auch die Eröffnung eines Regional- und Bioladens im ehemaligen Nahkauf im Luftkurort ist konkret in Planung. In Frauenwald steht der Ausbau des Spielplatzes für Kleinkinder bevor. Dies sind nur einzelne Beispiele.
Ziel des laufenden Dorfentwicklungsprozesses ist es, im Dialog zwischen Verwaltung, Politik und Bevölkerung Informationen zu bündeln, gemeinsame Ziele, Projektideen und Vorhaben der zukünftigen Dorf- und Regionalentwicklung zu erarbeiten, miteinander zu diskutieren, aufeinander abzustimmen und mit Prioritäten zu belegen.
Die Bürgerumfrage war der erste Schritt auf diesem Weg. Mit den Ortsteilspaziergängen in Manebach und Frauenwald sowie der gemeinsamen Zukunftswerkstatt werden die nächsten Meilensteine gesetzt. Während am 9. und 15. September die Bürgerinnen und Bürger zum Informationsaustausch im Rahmen von Ortsteilspaziergängen eingeladen sind, sollen die Jugendlichen bei einer Fotosafari ihre Blicke auf ihr Dorf fotografisch festhalten. Bei der öffentlichen ortsteilübergreifenden Zukunftswerkstatt am 24./25. September steht die gemeinsame Erarbeitung von Zielen und Projektideen für die zukünftige Entwicklung der Dörfer und der Region im Mittelpunkt.
Die wichtigsten Daten zur Umfrage auf einen Blick
Die Rücklaufquote wird seitens des betreuenden Büros als sehr positiv bewertet. Ausgehend von der Annahme, dass die Fragebögen die Meinung jeweils eines Haushalts spiegeln, haben sich im Durchschnitt rund 7 % aller Haushalte beteiligt.
Im Einzelnen teilt sich die 145 Teilnahme wie folgt auf:
- Frauenwald: 63 Fragebögen (34 online, 29 analog), d.h. ca. 11 % aller Haushalte
- Manebach: 61 Fragebögen (37 online, 24 analog), d.h. ca. 8 % aller Haushalte
- Stützerbach: 21 Rückmeldungen (20 online, 1 analog) – d.h. 2,5 % aller Haushalte
(trotz der Durchführung einer ähnlichen Umfrage bereits im Jahr 2018)
Teilgenommen an der Umfrage haben darüber hinaus Personen/Haushalte aus der Kernstadt, den Ortsteilen Langewiesen, Roda und Schmiedefeld sowie eine Person, die erst 2022 in die Dorfregion ziehen wird.
Persönliches Interesse am weiteren Dorfentwicklungsprozess meldeten namentlich 68 Umfrageteilnehmerinnen und - teilnehmer an. Davon aus:
- Frauenwald: 26
- Manebach: 39
- Stützerbach: 3
(Darüber hinaus möchten sich einzelne Mitglieder des existierenden Dorfentwicklungsbeirats von Stützerbach am Entwicklungsprozess einbringen)
Zum leichteren Verständnis wurden die Antworten der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer in vier Handlungsfelder differenziert. Diese lehnen sich an die bereits im GEK Stützerbach 2035 definierten Handlungsfelder an, die teils ineinandergreifen:
- Siedlungsentwicklung, Ortsbild und Wohnen
- Versorgung, soziale Infrastruktur und Dorfgemeinschaft, Vereinsleben
- Mobilität, Umwelt, technische Infrastruktur und Wirtschaft
- Tourismus und Naherholung