Workshop mit nachhaltigen Lösungsansätzen für die Gestaltung von Fließgewässern in Ilmenau
Die Auswirkungen des Klimawandels sind längst auch in Ilmenau „vor der Haustür“ angekommen (u.a. Hitze, Dürre, Starkregen, abnehmende Biodiversität). In Kommunen aber auch im privaten Umfeld sind daher sowohl Anpassungsmaßnahmen an die Folgen des Klimawandels (z.B. Hochwasservorsorge, Bewässerung) als auch Maßnahmen zum verstärkten Klimaschutz (z.B. Erhalt von Großbäumen und Grünflächen, Entsiegelung von Flächen) notwendig, wobei häufig Fließgewässer wie z.B. die Ilm oder auch Teiche im Fokus stehen. Die beiden Aspekte Klimaanpassung und Klimaschutz müssen dabei zusammen gedacht und geplant werden, damit Maßnahmen zur Klimaanpassung (z.B. zur Gewährleistung des Hochwasserschutzes) nicht mit erheblichen Einbußen im Bereich des Klimaschutzes (u.a. durch Baumfällungen) einhergehen. Wie diese Herausforderungen konkret in Ilmenau angegangen werden, war Thema eines Workshops im Jahr 2024. Die Idee zu diesem Workshop wurde von dem Ilmenauer Wolfram Kattanek gemeinsam mit weiteren engagierten Bürgerinnen und Bürgern aus dem Netzwerk Nachhaltiges Ilmenau heraus entwickelt. Als eines der Gewinnerprojekte des Ilm-Kreis-Wettbewerbes „Klimaschutz vor der eigenen Haustür gestalten“ wurde der Workshop vom Ilm-Kreis finanziell gefördert.
Kennenlernen verschiedener Positionen
Das Anliegen des Workshops traf auch bei der Ilmenauer Stadtverwaltung auf offene Ohren, da er neben der Vermittlung von Fachwissen zu Stadtnatur und zur ökologischen Gewässerumgestaltung auch die Möglichkeit zu einem konstruktiven Austausch von Bürgerinnen und Bürgern mit Mitarbeitern der Stadtverwaltung bot. Somit diente der Workshop der Etablierung weiterer Formate für die informelle Bürgerbeteiligung in Ilmenau, welche einen direkten Dialog und das Kennenlernen verschiedener inhaltlicher Positionen ermöglichen sollen.
Fachvorträge mit Aspekten zum Naturschutz
Der mehr als dreistündige Workshop begann um 16:30 Uhr in den Räumen des Ilmkubators auf dem Gelände der ehemaligen Fischerhütte in Ilmenau. Nach einer Begrüßung und kurzen Einführung durch Wolfram Kattanek und den Moderator Michael Welz stellten sich die insgesamt 29 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kurz vor. Oberbürgermeister Dr. Daniel Schultheiß nutzte die Gelegenheit, um sich für dieses bürgerschaftliche Engagement zu bedanken und auf die Wichtigkeit einer adäquaten Bürgerbeteiligung in Ilmenau hinzuweisen. In anschließenden Fachvorträgen gingen Stefan Petzold vom NABU-Bundesverband aus Berlin und Stephan Gunkel vom Flussbüro Erfurt auf verschiedene Aspekte des Naturschutzes im Rahmen der Siedlungsplanung und einer naturnahen Flussumgestaltung unter Berücksichtigung des Hochwasserschutzes ein. Dabei verwiesen sie auch auf konkrete Beispiele aus anderen Kommunen.
Neugestaltung der Industriebrache Fischerhütte
Danach stellte der Stadtplaner Dr. Uwe Wilke den aktuellen Planungsstand zur Erschließung der Industriebrache Fischerhütte und im angrenzenden Abschnitt der Ilm vor. Dabei ging er sowohl auf die mehrfachen Änderungen der Planungen in der Vergangenheit als auch auf die Rahmenbedingungen ein, welche sich u.a. aus dem Hochwasserschutz, rechtlichen Vorgaben, den Fördermittelmodalitäten und dem Interesse von Investoren ergeben, welche auf diesem Areal bauen wollen. Die vermittelten Informationen und Erläuterungen führten zu zahlreichen Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, welche durch Herrn Dr. Wilke und Vertretern der Stadtverwaltung beantwortet wurden. Dabei wurden auch einige Problemfelder identifiziert, welche in der unmittelbar nachfolgenden Vor-Ort-Begehung näher betrachtet und diskutiert wurden. Thematisch ging es dabei u.a. um Möglichkeiten zur Erhaltung des alten Baumbestandes am Ilmufer, zur Verringerung der versiegelten Flächen für Parkplätze und zum Aufenthalt, zur Schaffung von biodiversitätsfördernden Grünräumen, zum Vogelschutz an Gebäuden und zur nachhaltigen Bewässerung von Bäumen und Pflanzen. Diese und weitere Themen wurden vor Ort nach jeweiligen Erläuterungen durch Herrn Dr. Wilke in Kleingruppen näher betrachtet und diskutiert.
Aufarbeitung der Workshop-Ergebnisse
Zum Abschluss des Workshops kamen dann nochmals alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Räumlichkeiten zusammen. Neben der Zusammenfassung der gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse ging es auch um konkrete nächste Schritte zur Fortführung des nun angestoßenen Dialogprozesses. Dabei wurde vereinbart, dass die Ergebnisse des Workshops öffentlich zur Verfügung gestellt und Beteiligungsmöglichkeiten für weitere Interessierte angeboten werden. Die zuständigen Fachausschüsse des Ilmenauer Stadtrates sollen ebenfalls über die Workshop-Ergebnisse informiert werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom Netzwerk Nachhaltiges Ilmenau werden im Nachgang die im Workshop erarbeiteten Vorschläge und Ideen zusammenstellen und der Stadtverwaltung zur Prüfung für die weiteren Planungen übergeben.
"Dialog auf Augenhöhe"
Eine Folgeveranstaltung ist für dieses Jahr vorgesehen. Aus Sicht der Beteiligten am Workshop kann ein durchweg positives Fazit aus der Veranstaltung und den Ergebnissen gezogen werden. Die Ziele des Workshops, fachliche Impulse einzubringen, Informationen zu konkreten Planungen zu vermitteln und damit in einen Dialog „auf Augenhöhe“ zu Problemstellungen vor Ort einzutreten, konnten erreicht werden. Diese Einschätzung spiegelte sich auch in den Rückmeldungen der Teilnehmenden wider. Nun heißt es für alle Beteiligten, den mit dem Workshop angestoßenen Prozess fortzusetzen und im Sinne eines nachhaltigen, zukunftsfähigen und für alle lebenswerten Ilmenaus „dran zu bleiben“.
Bei Interesse kann das Netzwerk Nachhaltiges Ilmenau per Email unter info@nena-ilmenau.de kontaktiert werden. Weitere Informationen zum Netzwerk, zu dessen Aktivitäten und zu Mitwirkungsmöglichkeiten sind auf der Webseite www.nena-ilmenau.de zu finden.
Nachfolgend finden Sie die Unterlagen und Vorträge des Workshops zum Download:
- Broschüre Stadtnaturplan / Naturschutzbund NABU
- Naturschutz und Siedlungsplanung – Schnittstellen und Beteiligungsmöglichkeiten / Stefan Petzold
- Ökologischer Hochwasserschutz und naturnahe Gewässergestaltung / Stephan Gunkel
- Revitalisierung der Industriebrache Fischerhütte / Dr. Uwe Wilke