Tretbecken im Ilmenauer Ortsteil Gräfinau-Angstedt nach Erneuerung wieder eingeweiht
Das Wassertretbecken am Weidenberg im Ilmenauer Ortsteil Gräfinau-Angstedt steht ab sofort wieder zur Verfügung. Am Donnerstag wurde die Wiederinbetriebnahme nach Erneuerungsarbeiten mit dem traditionellen „Antreten“ vorgenommen. Das Bassin war im Lauf der Jahre ausgetrocknet. Gründe dafür waren ein schwindender Wasserzulauf und altersbedingte Undichtigkeiten im Beckenboden. Nun wurde das Tretbecken für 5000 Euro saniert und ist inzwischen wieder mit klarem und erfrischendem Quellwasser gefüllt. Für die Wartung und Pflege hat Harald Steinke als Vorsitzender der Wanderfreunde Gräfinau-Angstedt die Patenschaft übernommen, wofür sich Lars Strelow, der Leiter des Ilmenauer Sport- und Betriebsamts bei der Wiederinbetriebnahme herzlich bedankte.
„Die Idee zum Bau dieses Wassertretbeckens entstand an einem Abend in bierseliger Laune von Gästen des Thüringer Weitwanderweges im Jahr 1995. Damals hatten Wandergäste aus dem Raum Heidelberg mit ihrem Wohnmobil einen Stellplatz auf dem Weidenberg genutzt. Nach Absolvierung der Tagesetappe über den Langen Berg mit einer Gesamtlänge von 32 Kilometer und einigen Feierabendbierchen kamen sie auf die Idee, den am Weidenberg vorhandenen Sandsteinbrunnen „Weidenborn“ zum Abkühlen ihrer heiß gelaufenen Füße zu nutzen“, erinnerte Harald Steinke an den Ursprung zur Geschichte des Wassertretbeckens in Gräfinau-Angstedt. Mit in der Runde saß ein Apotheker aus Heidelberg, der den anwesenden Wanderfreunden den Hinweis gab, den Abfluss des Brunnens zu nutzen und gleich dahinter ein Wassertretbecken zu bauen.
Einen der Anwohner, Gerhard Muth – in seinem Berufsleben einst Straßenbau-Ingenieur – ließ die Idee nicht los. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und entwickelte das entsprechende Projekt, das er schließlich in Eigenregie in die Tat umsetzte. Gerhard Muth kümmerte sich um das Sponsoring der Baumaterialien und begeisterte weitere Anwohner zur Mithilfe bei der Ausführung dieses privat-ehrenamtlichen Bauprojektes. So fand er in der Nachbarschaft den Baggerfahrer Werner Radtke und Vereinsvorsitzenden Harald Steinke, die ihm bei der Verwirklichung zur Seite standen. Als das Vorhaben, bis zu diesem Zeitpunkt für die Gemeinde kostenfrei, fast fertig war, fehlten nur noch die Sandsteinplatten zur Abdeckung des Mauerwerkes. Harald Steinke war es schließlich, der mit der Bitte zur Übernahme dieser letzten Bauposition an die Gemeinde herantrat. Der damalige Bürgermeister Georg Juchheim willigte ein. Die damals noch im Ort tätige Steinmetzfirma bekam den Auftrag zur Lieferung der Sandsteinplatten. Diese Firma übernahm kostenfrei die fachmännische Verlegung dieser Abdeckplatten. So wurde diese Idee schlussendlich im Jahr 1996 in die Tat umgesetzt und das Wassertretbecken wurde seitdem rege, nicht nur von Wandergästen, sondern auch von den Anwohnern genutzt.
Mathias Hoffmann, der als Bauunternehmer aus Ilmenau-Roda die aktuellen Erneuerungsarbeiten übernahm, bescheinigte den damaligen Erbauern eine „ganz solide Handwerksarbeit“. Denn dass das Wasser im Lauf der Jahre versiegte, lag nicht etwa an einer mangelhaften Ausführung – sondern an Veränderungen des Wasserzulaufs. Ob diese im Zusammenhang mit dem Bau der ICE-Trasse standen, konnte den Recherchen von Harald Steinke zufolge aber nicht belegt werden. „Fakt war allerdings, dass der Zulauf nur noch spärlich floss und eine Nutzung des Tretbeckens unmöglich machte“, schilderte er.
Vor dem Hintergrund wiederkehrender Bürgernachfragen wurde die Schüttung des Zulaufes durch den Stützpunkt des Bauhofes immer mal wieder ausgelitert. Dabei wurde wieder eine ausreichende und stabile Wasserzufuhr beobachtet. Dieser rechtfertigte jetzt die nötigen Reparaturen.
Durch die Stadt Ilmenau wurde nun in diesem Jahr die Sanierung der Wassertretanlage umgesetzt, die seit dem Pfingstfest 2024 sowohl Einwohnern als auch Gästen den Genuss des Kneipp’schen Gesundheitsprinzips verschafft.