Stadt Ilmenau erreicht erste Etappenziele auf dem Weg zur Barrierefreiheit für das Label „Reisen für Alle"
Nach dem klaren Bekenntnis der Stadt Ilmenau, für mehr Barrierefreiheit zugunsten ihrer Bürgerinnen und Bürger sowie Gäste zu sorgen, wurden bereits Etappenziele erreicht. Inzwischen tragen nicht nur einige öffentliche Einrichtungen der Stadtverwaltung das Gütesiegel „Reisen für Alle“, sondern mit dem „Café Böcklein“ auch das erste private Unternehmen aus Ilmenau. So sorgten die Inhaber Sandra und Michael Roß gemeinsam mit den Klemmbausteinfreunden der Gruppe „Ilmbricks“ für eine mobile Rollstuhlrampe. Mitte Mai haben sich die Ilmenau-Information und das GoetheStadtMuseum einer Datenerfassung unterzogen. Noch in diesem Jahr sollen die Bibliothek und das Kultur- und Kongresszentrum Festhalle Ilmenau folgen – nachziehen will 2024 der Bäderbetrieb mit der Eis- und der Schwimmhalle.
Mit dem Ziel, barrierefreies Reisen zuverlässig zu ermöglichen, wurde vor einigen Jahren das Projekt „Reisen für Alle“ initiiert. Unterstützt durch zahlreiche Tourismusorganisationen und Verbände, die Menschen mit Einschränkungen vertreten, wurde ein bundesweit gültiges Kennzeichnungssystem für Barrierefreiheit entwickelt und eingeführt. Nach Einschätzung von Peggy Fauß, zuständig bei der Thüringer Tourismus GmbH (TTG) für das Thema „Reisen für Alle“, ist das Anliegen auch mit Blick auf die demografische Entwicklung in der Gesellschaft immens wichtig. „Doch nicht nur ältere Menschen profitieren von solchen Angeboten. Hinzu kommen Familien mit kleinen Kindern, oder komfortorientierte Besucher der Region“, sagte sie. Ein Beispiel: Der Bau einer Rampe neben einer Treppe koste zunächst viel Geld, stelle aber für Touristen gleich in mehrfacher Hinsicht eine Annehmlichkeit dar. Neben Rollstuhlfahrern freuen sich ebenso Radreisende oder Gäste mit schwerem Gepäck über eine solche Erleichterung, berichtete sie bei einem Arbeitstreffen in Ilmenau Anfang des Jahres.
Die Prognose von Peggy Fauß: „Die Nachfrage wird eindeutig steigen. Die Generation 60 plus wird größer und ist dabei immer noch sehr aktiv. Wir kommen einfach nicht mehr darum herum, uns mit dem Thema Barrierefreiheit zu beschäftigen.“ Dabei müssen es nicht immer gleich Umbauten im großen Stil sein. Neben baulichen Barrieren gibt es auch sensorische Barrieren, wie etwa Schriftgrößen oder Kontraste, aber auch eine leichte Verständlichkeit der Sprache in Broschüren oder auf Informationstafeln. Barrieren könnten aber auch im Bereich Service reduziert werden. Viele Verbesserungen seien zum Teil bereits ohne große Investitionen abbaubar, schilderte sie. Eine Auffassung, die Ilmenaus Tourismus-Abteilungsleiterin Birgit Wlasak teilt: „Man kann mit einer entsprechenden Sensibilität für das Thema auch im Kleinen schon viel bewirken“, lautete ihre Erfahrung.
Vom barrierefreien Angebot zur barrierefreien Region: Das Label „Reisen für Alle“ bewertet Angebote entlang der gesamten Reisekette. Die Bandbreite reicht von der örtlichen Touristinformation, über Beförderungsmittel, Unterkünfte, gastronomische und kulturelle Einrichtungen sowie Sehenswürdigkeiten, bis hin zu Aktiv- und Naturerlebnisangeboten und Freizeiteinrichtungen. Langfristig soll es in vielen Orten und Regionen eine breite Palette an geprüften Angeboten geben.