Ilmenauer Stadtverwaltung setzt auch bei Kreisverkehren auf ökologische Bepflanzung
Dreimal im Jahr erhalten die Ilmenauer Kreisverkehre eine gründliche Pflege von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Sport- und Betriebsamt. Seit im Zusammenhang mit der Gebietsreform Straßen des Landes und des Landkreises zu Gemeindestraßen deklariert wurden, wuchs auch die Zahl der Rondelle, für die nun die Stadt Ilmenau zuständig ist.
Die Pflege der insgesamt 8 Kreisverkehre bedeutet einen Spagat zwischen Funktionalität und Gestaltung: Die Verkehrseinrichtungen dürfen einerseits optisch nicht zu überladen sein, um Kraftfahrerinnen und Kraftfahrern nicht vom Verkehrsgeschehen abzulenken. Andererseits bieten sich die Mittelpunkte der Straßenführungen aber geradezu als grüne Inseln an. Die Ilmenauer Stadtverwaltung setzt daher auf einen Kompromiss - mit Nachhaltigkeit.
Im Jahr 2020 erhielt die Stadt Ilmenau das Zertifikat „StadtGrün - naturnah“. Das Label würdigt den Einsatz für die biologische Vielfalt auf innerstädtischen Flächen. Dabei werden Teile der Grünpflege umgestellt, indem Wiesensäume als Lebensraum für Insekten stehen bleiben oder Rasenflächen von Vielschnittrasen in artenreiche und naturnahe Wiesen verwandelt werden. Einstimmig bekannte sich auch der Ilmenauer Stadtrat im Jahr 2020 für diese Grünflächenstrategie. Auf Basis dieses Beschlusses wird die biologische Vielfalt auf innerstädtischen Flächen geschützt, gefördert und für die Zukunft weiterentwickelt.
Deswegen werden auch die Kreisverkehre in Ilmenau und den Ortsteilen möglichst ökologisch wertvoll gestaltet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Sport- und Betriebsamt hören dazu von Bürgerinnen und Bürgern verschiedene Meinungen: Einige wünschen sich mehr Garten- und Landschaftskunst, andere wiederum schätzen die Bepflanzung der Rondelle mit insektenfreundlichen Gewächsen. „Schön ist doch eigentlich das, was unsere Welt erhält und nicht das, was uns für ein kurzes Zeitfenster mit bunten Farben ins Auge sticht“, sagt die Ilmenauer Abteilungsleiterin für Friedhof, Forst und Umwelt, Dunja Rose.
Schmuckblumen minimieren das Angebot für Insekten
Eine kostenintensivere Bepflanzung der Kreisverkehre mit Schmuckblumen würde nicht nur das Angebot für Insekten minimieren, sondern auch den Pflegeaufwand erheblich erhöhen. Und der ist in einigen Fällen nicht ohne Gefahren, weiß Bauhofleiter Sebastian Höhn. So ist der als „Pörlitzer Ei“ bezeichnete Kreisverkehr in der Bücheloher Straße einer der am meisten frequentierten Rondelle. Wegen der hohen Fahrzeugdichte ist die Überquerung der Straße zur grünen Insel mit Arbeitsgeräten eine Herausforderung. Wird dann auch noch der Autobahnabschnitt zwischen den Anschlussstellen Geratal und Ilmenau – Ost gesperrt, nimmt der Schwerlastverkehr samt Gefahrguttransporten am „Pörlitzer Ei“ deutlich zu und macht ein gefahrloses Arbeiten am Kreisverkehr beinahe unmöglich. Eine am 17. November 2022 vorgenommene Verkehrszählung von 10.15 bis 10.45 Uhr ergab eine Frequentierung des Verkehrsknotens durch 540 Pkw und 40 Lkw allein in einer halben Stunde.
Hinsichtlich der naturnahen Gestaltung von öffentlichen Flächen nimmt die Stadt Ilmenau hingegen eine Vorreiterrolle ein. Dem Schutz von Schmetterlingen, Wildbienen und anderen Insekten wurde schon im Rahmen des Projektes „Ilmenau summt“ ein hoher Stellenwert eingeräumt. Darüber hinaus findet seit fast 20 Jahren in Ilmenau jährlich der Wettbewerb „ökologisch wertvoller Garten“ statt. Eine Plakette zeigt dabei an, wer einen naturnahen Garten besitzt und dass dort die heimische Vielfalt unterstützt wird.
Eine neue Blühwiese entsteht gerade am Ortseingang des Ilmenauer Ortsteils Stützerbach. Eine weitere folgt auf der Erweiterungsfläche des Hauptfriedhofes. Erst im Oktober beteiligten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an einer Fortbildungsveranstaltung zum Anlegen und zur Pflege von naturnahen und ökologisch wertvollen Grünanlagen.
Frühblüher für das kommende Jahr
Derzeit sind die Mitarbeiterinnen des Bereichs Stadtgrün dabei, 4.000 Blumenzwiebeln für den Frühjahrsflor 2023 zu stecken. Anstelle der bisher eingesetzten Stiefmütterchen werden die bestehenden Schalen und Blumenkübel in Ilmenau und den Ortsteilen mit einer bunten Mischung aus Tulpenzwiebeln bestückt. Darüber hinaus werden Frühblüher wie einfach blühende Schneeglöckchen, Winterlinge, Krokusse und Dichternarzissen auf allen kommunalen Friedhöfen verteilt. Vor allem diese Frühblüher sind es, die im zeitigen Frühjahr den Insekten, wie z.B. Wildbienen und Hummeln, als erste wichtige Nahrungsquelle dienen und entscheidend für ihr Überleben sind.